Teunz bei Oberviechtach: zehn Tote in einer kleinen Gemeinde 1945.
© Dr. Markus Gruber
Teunz ist eine kleine Gemeinde mit knapp 2000 Einwohnern bei Oberviechtach im Landkreis Schwandorf. Der Wikipedia-Artikel, auf den Geschichtsinteressierte wohl als erstes stoßen, enthält viele historische Informationen, endet aber mit einem Abschnitt über die Grafen von Leuchtenberg im 18. Jahrhundert. Über das Geschehen zu Ende des Zweiten Weltkriegs erfährt man hier also nichts, obwohl hier insgesamt zehn Menschen den Tod fanden: Vier deutsche Soldaten, zwei Einwohner und vier Kinder. Wo Teunz liegt, kann man am besten auf der Seite mapy.cz nachsehen: Link.
Die Chronik von Teunz berichtet über das Kriegsende folgendes (Gschrei, Josef / Baier, Wilfried: 125-jähriges Gründungsfest mit Weihe der restaurierten Fahne der Freiwilligen Feuerwehr Teunz. Teunz 2001, S.168-170): Die Amerikaner erreichten Teunz am 23. April gegen 11 Uhr vormittags. Die Bewohner hatten bereits Weiße Fahnen gehisst, der Ort wurde von Bürgermeister Stauber kampflos übergeben. Als die Amerikaner in Richtung Fuchsberg ausschwärmten, eröffneten „SS-Einheiten“ aus einem Waldstück bei Miesmühle das Feuer. Die US-Panzer schossen zurück, der Kampf war schnell beendet. Wahrscheinliche kamen in diesem Gefecht vier deutsche Soldaten ums Leben. Wie so oft stimmt die Behauptung, es wären „SS-Leute“ gewesen, nicht. Die Namen von drei Toten finden sich in der Gräberliste, die im Staatsarchiv Amberg unter der Signatur „Bezirksamt/Landratsamt Oberviechtach 434, Kriegsgräberfürsorge“ liegt:
1. Issle, Heinrich Wilhelm: Revier-Oberwachtmeister bei der Schutzpolizei, *27.01.1904 Mannheim-Rheinau, +24.04.1945 Teunz, Einheit: Nachrichtenabteilung 2, Polizei-Regiment Süd 84, beigesetzt am 27.04.
2. Lattermann, Feodor: Soldat, *29.08.1927 Chemnitz, Einheit: Panzeraufklärungs-Abteilung 9, beigesetzt am 07.05.
3. Westphal, Horst: Unteroffizier, aus Braunschweig, Einheit: ebenfalls Panzeraufklärungs-Abteilung 9, beigesetzt am 07.05.
4. ein unbekannter deutscher Soldat, beigesetzt am 07.05.
Diese vier Gefallenen starben vermutlich alle bereits am 23. April 1945. Während der Schutzpolizist Issle, der offenbar der Wehrmacht angehörte, bereits am 27. April im Friedhof beigesetzt wurde, geschah dies bei den anderen dreien erst am 07. Mai. Alle wurden an der Südseite des Friedhofs in Teunz bestattet. Im November 1955 bettete der Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge zumindest die Toten Issle und Lattermann sowie den Unbekannten in die Kriegsgräberstätte Hofkirchen in Niederbayern um. Mit den Angehörigen von Horst Westphal trat die Gemeinde Teunz in Kontakt wegen einer möglichen Heimatüberführung. Wie dieser Vorgang ausging, lässt sich leider nicht mehr ermitteln; es ist bislang nicht bekannt, wo der Unteroffizier Westphal seine letzte Ruhestätte fand.
Die Opfer unter der Zivilbevölkerung: Frau Anna Gschrei wurde Anfang April durch Tiefflieger verwundet. Da die Lazarette in Teunz und Oberviechtach bereits überfüllt waren, konnte die alte Frau nicht ausreichend behandelt werden und verstarb am 26. April an einer Blutvergiftung. Ein NS-Funktionär soll von freigelassenen polnischen Zwangsarbeitern getötet worden sein. Am 10. Mai fanden vier einheimische Buben durch die Explosion von Fundmunition den Tod. Ihre Namen: Gerhard Eckl, Alfred Busl, Josef Glaser und Karl Schiessl. Requiescant in pace.