Albersdorf (Písařova Vesce) bei Tachov, 1.5.1945

(© Dr. Markus Gruber) Hätte Kaplan Josef Kordick im Sterbebuch von Albersdorf (Písařova Vesce / Pisarova Vesce) die Namen der vier dort am 1. Mai 1945 gefallenen deutschen Soldaten nicht eingetragen, wäre es nahezu unmöglich gewesen, deren Identität zu klären. Mit der kürzlich erfolgten Online-Stellung dieses Sterbebuches auf Portafontium sind nun die Namen aller vier Opfer bekannt und der Öffentlichkeit zugänglich: Link direkt zum Eintrag

Die vier Soldaten fielen am 1. Mai 1945 im Kampf gegen die 97th US Infantry Division. Albersdorf liegt etwa fünf Kilometer westlich von Tachov. Der ‚Heimatatlas des ehemaligen politischen Bezirks Tachau-Pfraumberg’ (1973) gibt an: „Bei den letzen Kämpfen fanden 3 Deutsche den Tod. Sie wurden an der Straße nach Schönbrunn neben dem großen Steinkreuz begraben.“ (S. 21) Weitere Details bietet der Bericht von Dr. Franz Schuster (in: Hamperl, W.-D. (Hg.): Vertreibung und Flucht aus dem Kreis Tachau im Egerland. 1945-1948, Band I, Altenmarkt 1997: „In Albersdorf kam es noch zu einem kurzen Kampf bei der Kapelle und beim Roten Kreuz, wobei drei Deutsche fielen und unten an der Straße nach Schönbrunn begraben wurden. Einer kam durch die Tschechen ums Leben.“ (S.215f.)

Der Eintrag von Kaplan Kordick lautet: 

„Auf der Straße von Schönbrunn nach Albersdorf, unweit von Albersdorf, unter einem Kreuz, rechts von der Straße, liegen Soldaten begraben, die in den letzten Tagen des Krieges den Tod beim Kampf gefunden haben: 

   1. Robert Elgner, Oberfeldwebel, geb. 21. II. 1912, gef. 1. V. 1945

   2. Andreas Häussler, Fähnrich, geb. 3. III. 1920, gef. 1. V. 1945

   3. Paul Fritsch, Feldwebel, gefallen 1. V. 1945 

Auf dem Wege von Albersdorf nach Helldroht liegt begraben: 

   4. Ferdinand Binda aus Klosterneuburg“

 Beim letzten Namen, „Binda“, bin ich mir beim Lesen nicht sicher.

Der unter 1. angeführte Tote, Robert Elgner, kann in der „Online Gräbersuche“ des Volksbunds deutsche Kriegsgräberfürsorge gefunden werden (Link), dort lautet sein Dienstgrad "Hauptwachtmeister". Tatsächlich aber (Update Februar 2025) war er SS-Hauptsturmführer und gehörte zur "30. Waffen-Grenadier-Division der SS (weißruthenische Nr. 1)", d.h. zu derem deutschen Führungspersonal. Der Link zur Archivalie im Bundesarchiv (Invenio): Link (hier Bild 417, mit Foto). Damit könnte Elgner zu der Kampfgruppe gehört haben, die am 26. April 1945 Waldmünchen sinnlos verteidigt hatte.

Die Namen der anderen Toten sind verhältnismäßig häufig; weitere Daten (z.B. Geburtsdatum und –ort) fehlen, weshalb vorerst keine näheren Angaben zu machen sind. Auffallend sind die verhältnismäßig 'hohen' Dienstgrade.

Offensichtlich befinden sich nach 80 Jahren die sterblichen Überreste von Robert Elgner, Andreas Häussler, Paul Fritsch und Ferdinand Binda immer noch an Ort und Stelle.

Zumindest aber kann gesagt werden: Auch diese Kriegsopfer sind nunmehr der Vergessenheit entrissen. R.I.P.